Volkswagen stoppt Autoproduktion in Dresden

Volkswagen beendet Autoproduktion in Dresden – damit endet fast genau 24 Jahre nach dem Produktionsstart ein einzigartiges Kapitel deutscher Automobilgeschichte. Die Gläserne Manufaktur galt lange als Prestigeprojekt, als Schaufenster moderner Fertigung und als Symbol für Premiumanspruch „Made in Germany“. Mit dem letzten gefertigten Fahrzeug, einem ID.3 GTX, wird der Standort nun Teil eines tiefgreifenden Konzernumbaus. Die Entscheidung steht exemplarisch für den strukturellen Wandel bei Volkswagen und für die Herausforderungen der Automobilindustrie in Deutschland.

Volkswagen stoppt Autoproduktion in Dresden
Volkswagen stoppt Autoproduktion in Dresden

Das Wichtigste in Kürze

  • Volkswagen hat die Autoproduktion in der Gläsernen Manufaktur Dresden nach fast 24 Jahren beendet
  • Produktionsstart war 2001 mit dem VW Phaeton, zuletzt wurde der ID.3 GTX gefertigt
  • Insgesamt entstanden in Dresden mehr als 165.500 Fahrzeuge
  • Rund 230 Beschäftigte bleiben vorerst am Standort, jedoch mit veränderten Aufgaben
  • Die Manufaktur wird künftig als Auslieferungs-, Event- und Forschungsstandort genutzt

Warum beendet Volkswagen die Autoproduktion in Dresden?

Volkswagen stellt die Autoproduktion in Dresden ein, weil der Standort wirtschaftlich nicht rentabel war, nur geringe Stückzahlen erreichte und Teil eines konzernweiten Spar- und Kapazitätsprogramms ist.

Der Produktionsstart 2001 und die Idee der Gläsernen Manufaktur

Die Gläserne Manufaktur Dresden nahm ihre Produktion im Dezember 2001 auf. Damals gaben Bundeskanzler Gerhard Schröder und VW-Chef Ferdinand Piëch den offiziellen Startschuss. Die Fabrik war als architektonisches und technisches Vorzeigeprojekt konzipiert. Sie sollte Transparenz schaffen und Automobilproduktion erlebbar machen. Besucher konnten die Endmontage live verfolgen. Kunden erhielten ihr Fahrzeug direkt vor Ort. Im Mittelpunkt stand zunächst der VW Phaeton. Das Luxusmodell sollte Volkswagens Anspruch im Premiumsegment unterstreichen. Die Manufaktur war damit weniger klassische Fabrik als vielmehr Markenbotschafter.

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Vom Phaeton zum ID.3 – der Wandel der Produktion

Die Modellhistorie in Dresden spiegelt den strategischen Wandel von Volkswagen wider. Zunächst wurde dort der Phaeton gefertigt, dessen Produktion 2016 endete. Danach folgte der E-Golf als erstes klares Signal Richtung Elektromobilität. Ab 2021 lief in Dresden ausschließlich der elektrische ID.3 vom Band. Zuletzt handelte es sich um die sportliche Variante ID.3 GTX. Insgesamt produzierte Volkswagen in Dresden mehr als 165.500 Fahrzeuge. Die Stückzahlen blieben jedoch vergleichsweise niedrig. Gerade im Vergleich zu anderen Werken wurde die geringe Auslastung zunehmend zum Problem.

Zeitraum Modell Besonderheit
2001–2016 VW Phaeton Luxusmodell, Prestigeprojekt
2017–2020 VW E-Golf Einstieg in E-Mobilität
2021–2025 VW ID.3 / ID.3 GTX Reines E-Fahrzeug

Das letzte Fahrzeug und die symbolische Bedeutung

Am Dienstag, dem 16. Dezember 2025, lief das letzte Fahrzeug vom Band. Es handelte sich um einen roten VW ID.3 GTX. Dieses Auto hat eine besondere Rolle. Berichten zufolge unterschreiben alle verbliebenen Mitarbeiter auf dem Fahrzeug. Anschließend bleibt es als Ausstellungsstück erhalten. Es soll künftig in Besucherführungen gezeigt werden. Damit wird das Produktionsende bewusst dokumentiert. Das letzte Auto steht sinnbildlich für das Ende eines ambitionierten Industrieprojekts. Gleichzeitig markiert es den Übergang in eine neue Nutzungsphase der Gläsernen Manufaktur.

Beschäftigte, Jobs und neue Aufgaben am Standort

Am Standort Dresden sind aktuell rund 230 Mitarbeiter beschäftigt. Diese behalten ihre Arbeitsplätze zunächst. Volkswagen plant jedoch langfristig einen deutlichen Stellenabbau. Ein Teil der Beschäftigten soll mit Wechselprämien zum Umzug an andere Standorte bewegt werden. Perspektivisch sollen nur noch Mitarbeitende bleiben, die für Besucherbetreuung, Fahrzeugauslieferung und Events zuständig sind. Die klassische Automobilproduktion entfällt vollständig. Damit verändert sich das Berufsbild vieler Beschäftigter grundlegend. Dresden wird vom Produktionsstandort zum Dienstleistungs- und Präsentationsort innerhalb des Konzerns.

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Innovationszentrum, TU Dresden und neue Nutzungskonzepte

Die Gläserne Manufaktur bleibt erhalten, aber mit neuer Funktion. Künftig zieht ein Forschungscampus der TU Dresden ein. Dieser arbeitet im Auftrag der Automobilindustrie. Geplant ist ein sogenanntes Innovationszentrum. Die Forschungsschwerpunkte liegen auf Zukunftstechnologien wie Künstlicher Intelligenz, Robotik, Mikroelektronik und Chip-Design. Den größten Teil der Fläche nutzt die TU Dresden. Der restliche Bereich dient weiterhin der Fahrzeugauslieferung und Eventnutzung. Volkswagen, der Freistaat Sachsen und die TU Dresden haben dazu eine strategische Partnerschaft geschlossen. Damit soll der Standort technologisch relevant bleiben, auch ohne Autoproduktion.

Sparprogramm, Wirtschaftlichkeit und globaler Druck

Die Schließung der Autoproduktion in Dresden ist Teil eines umfassenden Spar- und Kapazitätsprogramms. Dieses hatte Volkswagen im Vorjahr mit der IG Metall vereinbart. Bis 2030 sollen mehr als 35.000 Stellen an deutschen Standorten abgebaut werden. Zudem wird die Produktionskapazität um rund 734.000 Fahrzeuge reduziert. Dresden galt als wirtschaftlich unrentabel. Im Jahr zuvor wurden dort nur etwa 6.000 Fahrzeuge produziert. Zum Vergleich: Das Werk Zwickau fertigte mehr als 250.000 Fahrzeuge, war aber ebenfalls nicht voll ausgelastet. Hinzu kommen hohe Produktionskosten, schwache Nachfrage nach E-Autos und starker Wettbewerbsdruck durch chinesische Hersteller. Laut Reuters zeigten chinesische Konzerne sogar Interesse an gefährdeten deutschen Werken, darunter Dresden und Osnabrück.

Fazit

Volkswagen beendet die Autoproduktion in Dresden und schließt damit ein Prestigeprojekt mit Symbolkraft. Die Entscheidung zeigt, wie stark wirtschaftlicher Druck, Elektromobilität und globale Konkurrenz den Konzern verändern. Die Gläserne Manufaktur bleibt bestehen, aber mit völlig neuer Rolle. Als Innovations- und Forschungsstandort soll sie Zukunft sichern, nicht Vergangenheit bewahren. Für Volkswagen ist das Ende der Produktion in Dresden ein Einschnitt – und ein deutliches Signal für den Umbau der deutschen Automobilindustrie.

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