Das Berliner Klärwerk Ruhleben steht vor einer bedeutenden Modernisierung, die weitreichende Folgen für die Wasserqualität in der Hauptstadt haben wird. Mit einem Investitionsvolumen von über 250 Millionen Euro planen die Berliner Wasserbetriebe, das Werk mit fortschrittlicher Technik auszustatten, um das Wasser in Spree und Havel deutlich sauberer zu machen. Diese Erweiterung ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch ein entscheidender Schritt im Kampf gegen die zunehmende Umweltbelastung durch Phosphor, Keime und andere Schadstoffe. Die geplanten Maßnahmen versprechen, das Wasser so rein zu machen, dass es fast Trinkwasserqualität erreicht. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie schnell und in welchem Umfang diese Modernisierungen umgesetzt werden können, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Das Projekt ist jedoch nicht nur auf technischer Ebene bedeutsam. Es reflektiert auch die wachsende Besorgnis über die Qualität der städtischen Gewässer und die Notwendigkeit, innovative Lösungen zur Bekämpfung von Umweltproblemen zu finden. Die Maßnahmen könnten langfristig auch Auswirkungen auf die Nutzung und den Zugang zu Berlins Wasserstraßen haben, insbesondere wenn es um die Möglichkeit geht, sicher in der Spree zu schwimmen.
Investition in die Zukunft: Das Klärwerk Ruhleben wird modernisiert
Das Klärwerk Ruhleben in Berlin-Spandau wird durch eine umfassende Modernisierung aufgerüstet, die mehr als 250 Millionen Euro kosten wird. Diese Investition zielt darauf ab, die Wasseraufbereitungstechnologien signifikant zu verbessern und die Effizienz der Anlage zu steigern. Eine der zentralen neuen Technologien ist die sogenannte Flockungsfiltration, die Phosphor nahezu vollständig aus dem Wasser entfernt. Christoph Donner, Vorstand der Berliner Wasserbetriebe, erläuterte bei einem Besuch der Baustelle, dass Polymere genutzt werden, um im Wasser eine Art Schneeflocke zu erzeugen. Diese Schneeflocke bindet Schadstoffe und bildet Schlamm, der dann herausgefiltert wird. Obwohl das Klärwerk bereits 98 Prozent des Phosphors entfernt, wird die neue Technik noch effektiver arbeiten. Die Modernisierung umfasst zudem eine große UV-Anlage, die Keime und Bakterien unschädlich macht, ähnlich wie die Sonne es natürlicherweise tun würde, jedoch auf einer viel kürzeren Strecke.
UV-Desinfektion: Ein Riesen-Solarium für sauberes Wasser
Ein weiteres Herzstück der Modernisierung des Klärwerks Ruhleben ist die Installation einer gigantischen UV-Desinfektionsanlage, die im Volksmund als „Riesen-Solarium“ bezeichnet wird. Diese Anlage nutzt ultraviolette Strahlen, um Keime und Bakterien im Wasser abzutöten, bevor es in die Spree und Havel gelangt. Diese Methode ist besonders effizient und sorgt dafür, dass das Wasser nahezu Trinkwasserqualität erreicht. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey, die als Aufsichtsratschefin der Berliner Wasserbetriebe das Investitionsprogramm mit genehmigte, zeigte sich optimistisch, dass die neue Technologie ab 2028 für deutlich saubereres Wasser sorgen wird. Diese Maßnahmen sollen nicht nur die Keimbelastung reduzieren, sondern auch den Algenwuchs im Sommer mindern, was besonders für die Badestellen an der Havel und am Wannsee von Vorteil sein könnte. Trotzdem bleibt die Frage offen, ob das Wasser in der Spree dauerhaft eine Qualität erreichen wird, die durchgängiges Schwimmen ermöglicht.
Herausforderungen und Kritik: Verzögerungen und ungelöste Probleme
Trotz der umfangreichen Investitionen und der innovativen Technologien gibt es auch kritische Stimmen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisiert die lange Dauer der Modernisierungsarbeiten. Ursprünglich sollten die neuen Anlagen bereits früher in Betrieb gehen, doch nun wird mit einer Fertigstellung erst 2028 gerechnet. Besonders problematisch sei, dass die anderen fünf Klärwerke in Berlin erst Ende der 2030er Jahre mit ähnlichen Anlagen ausgerüstet werden sollen. Ein weiteres ungelöstes Problem bleibt die Entfernung von Spurenstoffen wie Arzneimittelrückständen und Mikroplastik, die derzeit von den bestehenden Kläranlagen nicht effizient herausgefiltert werden können. Christoph Donner zeigte Verständnis für die Kritik, betonte jedoch die Komplexität der Umbaumaßnahmen und verwies auf die bereits getätigten Investitionen. Die langfristige Planung sieht vor, dass alle Berliner Klärwerke bis 2040 mit entsprechenden Anlagen ausgestattet werden.
Die Zukunft des Schwimmens in der Spree: Ein Blick auf die Möglichkeiten
Ob die Modernisierung des Klärwerks Ruhleben das Schwimmen in der Spree in der Innenstadt ermöglichen wird, bleibt unklar. Christoph Donner machte deutlich, dass die Verbesserung der Wasserqualität zwar signifikant sein wird, aber dennoch nicht ausreicht, um durchgängig eine Badewasserqualität zu garantieren. Ein weiteres Problem stellt die notwendige Entsiegelung städtischer Flächen dar, um Regenwasser besser abfließen zu lassen und Überflutungen zu vermeiden. Dies steht jedoch oft im Konflikt mit dem Bau neuer Wohnungen in der Stadt. Es könnte daher in Zukunft erforderlich sein, ein Ampelsystem einzuführen, das nach starken Regenfällen anzeigt, ob das Schwimmen in der Spree sicher ist oder nicht. Auch der Schiffverkehr bleibt ein Hindernis für das Schwimmen in der Innenstadt. Dennoch zeigen die Investitionen, dass die Berliner Wasserbetriebe gewillt sind, die Voraussetzungen für eine saubere und sichere Nutzung der Berliner Gewässer zu schaffen, auch wenn der Weg dorthin noch lang ist.