Bürgergeld-Empfänger Schulden: 6,5 Milliarden offen
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Bürgergeld-Empfänger Schulden: 6,5 Milliarden € offen

Bürgergeld-Empfänger schulden dem Staat Milliarden. Bei den Jobcentern und der Bundesagentur für Arbeit hat sich ein gewaltiger Schuldenberg aus zu viel gezahlten Sozialleistungen angehäuft. Insgesamt geht es um rund 6,5 Milliarden Euro, die der Staat von aktuellen und ehemaligen Leistungsbeziehern zurückfordert. Die Zahlen zeigen eine klare Tendenz: Die offenen Forderungen steigen rasant. Viele Rückzahlungen gelten inzwischen als kaum noch realisierbar. Die Bundesregierung bestätigt damit ein strukturelles Problem im Sozialsystem, das politische und gesellschaftliche Sprengkraft besitzt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Offene Rückforderungen bei Bürgergeld und Arbeitslosengeld summieren sich auf rund 6,5 Milliarden Euro
  • Besonders stark betroffen ist das Bürgergeld nach SGB II
  • Die Zahl der offenen Forderungen stieg seit 2021 massiv an
  • Ein Großteil der Schulden gilt als kaum noch eintreibbar
  • Milliardenbeträge mussten bereits abgeschrieben werden

Warum schulden Bürgergeld-Empfänger dem Staat Milliarden?

Bürgergeld-Empfänger schulden dem Staat Milliarden, weil Jobcenter und Bundesagentur für Arbeit zu viel gezahlte Leistungen zurückfordern. Diese entstehen häufig durch verspätete Meldungen von Einkommen, fehlerhafte Angaben oder rückwirkende Einkommensanrechnung. Viele Forderungen können jedoch nicht mehr eingetrieben werden.

Schuldenberg bei Jobcentern und Bundesagentur für Arbeit

Der Schuldenberg bei den Jobcentern und der Bundesagentur für Arbeit hat ein historisches Ausmaß erreicht. Laut Bundesregierung belaufen sich die offenen Forderungen aus überzahltem Bürgergeld und Arbeitslosengeld auf rund 6,5 Milliarden Euro. Diese Summe umfasst sowohl laufende als auch längst abgeschlossene Leistungsfälle. Besonders problematisch ist, dass die Außenstände Jahr für Jahr weiter anwachsen. Die Behörden kommen mit der Rückforderung kaum hinterher. Gleichzeitig fehlen effektive Instrumente zur konsequenten Durchsetzung der Ansprüche. Der Staat bleibt damit auf enormen finanziellen Risiken sitzen.

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Ursachen für zu viel gezahlte Sozialleistungen

Zu viel gezahlte Sozialleistungen entstehen meist nicht durch Betrug allein. Häufig melden Empfänger einen neuen Job oder zusätzliches Einkommen zu spät. Auch fehlerhafte oder unvollständige Angaben zu Vermögen spielen eine Rolle. In manchen Fällen wird Einkommen rückwirkend angerechnet, was automatisch Rückforderungen auslöst. Komplexe Regelungen und lange Bearbeitungszeiten verschärfen das Problem. Viele Betroffene sind finanziell nicht in der Lage, die Beträge zurückzuzahlen. So entstehen Millionen offener Forderungen.

Massive Zunahme der Rückforderungen seit 2021

Seit 2021 sind die Rückforderungen im Bürgergeld regelrecht explodiert. Während sie 2021 noch bei rund 2,7 Milliarden Euro lagen, stiegen sie bis September 2025 auf etwa 4,4 Milliarden Euro an. Gleichzeitig wuchs die Zahl der offenen Forderungen von neun Millionen auf 14,6 Millionen Fälle. Auch beim Arbeitslosengeld zeigt sich ein deutlicher Anstieg. Dort erhöhte sich der Forderungsbestand von rund 1,2 auf 1,9 Milliarden Euro. Diese Entwicklung verdeutlicht die strukturelle Überforderung der Rückforderungssysteme.

Überblick der offenen Forderungen

Leistungsart Forderungen 2021 Forderungen 2025
Bürgergeld (SGB II) ca. 2,7 Mrd. € ca. 4,4 Mrd. €
Arbeitslosengeld (SGB III) ca. 1,2 Mrd. € ca. 1,9 Mrd. €

Millionen Altforderungen ohne realistische Rückzahlung

Ein besonders brisanter Punkt sind die sogenannten Altforderungen. Beim Bürgergeld haben sich die offenen Posten, die älter als fünf Jahre sind, bis September 2025 auf rund 6,3 Millionen Fälle verdoppelt. Ihr Gesamtvolumen liegt bei etwa 1,4 Milliarden Euro. Beim Arbeitslosengeld kommen weitere 900.000 Altforderungen mit rund einer halben Milliarde Euro hinzu. Je älter die Forderung, desto geringer die Aussicht auf Rückzahlung. Viele Schuldner sind dauerhaft zahlungsunfähig. Damit werden diese Beträge faktisch zu Verlusten.

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Milliarden gelten als praktisch uneinbringbar

Ein Großteil der offenen Forderungen wird offiziell als „zahlungsgestört“ geführt. Beim Bürgergeld betrifft das rund 74 Prozent aller Rückforderungen. Beim Arbeitslosengeld sind es etwa zwei Drittel. Zwischen 2021 und 2024 mussten insgesamt rund 2,64 Milliarden Euro abgeschrieben werden. Allein im Jahr 2024 gab der Staat fast eine Milliarde Euro endgültig auf. Diese Erlasse und Niederschlagungen belasten den Bundeshaushalt erheblich. Gleichzeitig sinkt das Vertrauen in die Durchsetzbarkeit staatlicher Regeln.

Politische Reaktionen und Kritik am Sozialsystem

Die Zahlen wurden durch eine Kleine Anfrage des AfD-Abgeordneten René Springer öffentlich. Der arbeitspolitische Sprecher seiner Fraktion spricht von einem „kollabierenden Sozialsystem“. Seiner Ansicht nach verliert der Staat Glaubwürdigkeit, wenn drei von vier Rückforderungen nicht mehr eingetrieben werden können. Auch über Parteigrenzen hinweg wächst der Reformdruck. Kritiker fordern einfachere Regeln, schnellere Meldesysteme und konsequentere Rückforderungen. Ohne strukturelle Änderungen dürfte der Schuldenberg weiter wachsen.

Fazit

Bürgergeld-Empfänger schulden dem Staat Milliarden – und ein Ende ist nicht absehbar. Die Rückforderungen steigen, während die Einbringlichkeit sinkt. Milliardenbeträge gehen dem Staat dauerhaft verloren. Das belastet nicht nur den Haushalt, sondern auch das Vertrauen in das Sozialsystem. Ohne tiefgreifende Reformen droht sich der Schuldenberg weiter aufzutürmen. Die aktuellen Zahlen sind ein deutliches Warnsignal für Politik und Verwaltung.

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